Belohnen ohne Futter
Neben oder auch alternativ zu den Futterbelohnungen können wir eine Vielzahl von anderen Möglichkeiten nutzen um das gewünschte Verhalten unseres Hundes durch Belohnungen zu verstärken. Je nach Hund und Situation kommen dabei ganz unterschiedliche Belohnungsmöglichkeiten in Betracht. In diesem Artikel möchte ich ein paar Anregung und Vorschläge vorstellen. Da jeder Hund seine eigenen Bedürfnisse und VOrlieben hat, können die Belohnungsmöglichkeiten bei jedem Hund sehr individuell ausgeprägt sein.
Loben/ freundliche Worte
Fragt man Hundehalter nach Belohnungsmöglichkeiten die kein Futter sind, fällt den meisten sofort das stimmliche Loben ein. Eine verbale Belohnung über freundliche Worte schadet nie, allerdings habe ich bisher erst einen Hund kennengelernt, der sich für solch eine freundliche Rückmeldung seines Menschen auch wirklich angestrengt hat. Den meisten Hunden ist ein warmes Wort nicht motivierend genug um ihr Verhalten dauerhaft zu ändern.
Außerdem habe ich gerade wieder in letzter Zeit die Erfahrung machen müssen, dass die meisten Menschen sehr schwammig und viel zu inflationär mit dem Lobwort umgehen und so der belohnende Effekt verschwindet.
Als Unterstützung, bis ich die passende Belohnung parat habe, nutze ich allerdings sehr viel das stimmliche Lob. Natürlich quittiere ich auch immer mal wieder längst gefestigtes Verhalten über solch positive Rückmeldungen damit dieses Verhalten auch erhalten bleibt. Sehr nützlich ist unsere menschliche Stimme auch, wenn wir unsere Hunde etwas aktivieren oder gar beruhigen wollen. Fällt unserem Hund ein Verhalten sehr schwer zu halten, ist es klug dies mit ruhiger Stimme zu loben und nicht mit quietschender Stimme den Hund zu aktivieren.
MERKE: Ein paar nette Worte schaden nicht, reichen aber meist als Belohnung für Verhaltensveränderungen nicht aus.



Streicheln/ Kraulen/ Berührungen
Als zweite Antwort auf die futterfreien Belohnungen fällt den meisten das Streicheln und Kraulen ein. Insbesondere Menschen die sehr gern Körperkontakt zum Hund wünschen, sind mit Feuereifer dabei ihren Hund im Training anzufassen.
Ist das verbale Lob einfach nicht motivierend genug, kann das Streicheln als Belohnung vom Hund sogar unangenehm aufgefasst werden und somit leicht strafend wirken.
Die allermeisten Hunde sind draußen nicht auf Körperkontakt eingestellt. Ganz ähnlich wie wir Menschen. Körperliche Nähe suchen wir eher im privaten, im geschützten und ruhigen Umfeld, aber nicht beim Einkaufen, Spazieren gehen oder der Gartenarbeit. Unseren Hunden geht es ähnlich. Sie wollen draußen etwas erleben. Sie wollen schnüffeln, buddeln, Zeitung lesen und müssen sich unter Umständen auch mit unangenehmen Gegebenheiten wie ungeliebten Artgenossen oder ängstigenden Treckern auseinandersetzen.
Berührungen stehen da nicht auf dem Programm. Wir Menschen neigen zudem sehr stark dazu, unsere Hunde im Gesicht und am Kopf berühren zu wollen. Auch da dürfen wir uns einmal mehr fragen, wie würden wir uns fühlen, wenn uns jemand beim Essen, beim Lesen oder beim Telefonieren im Gesicht oder am Kopf anfasst? Ich kenne niemanden, der das genießt, sondern maximal toleriert.
Nicht selten sieht man daher bei unseren Hunden deutliches Meideverhalten und sie versuchen der menschlichen Hand auszuweichen. Aber auch bei Hunden, die Berührungen draußen tolerieren, wird kraulen und streicheln nur in seltenen Fällen als Belohnung für eine Verhaltensveränderung ausreichen. Es gibt definitiv stärkere Belohnungen.
MERKE: Als Belohnung ist streicheln unterwegs meist kontraproduktiv, zum Kuscheln und zur Beziehungspflege daheim unabdingbar
Spielzeug
Gerade mit Spielzeug oder anderen Objekten können wir unsere Hunde wundervoll belohnen. Natürlich fährt nicht jeder Hund auf Spielzeug ab. Jeder Hund hat da seine eigenen Vorlieben.
Der eine Hund freut sich über ein Quietschie, der nächste liebt seinen Ball, der dritte möchte Zergeln und der vierte ist bei Felldummys voll dabei. Da die Angebote für Hundespielzeug immer größer werden, lohnt sich hier das Ausprobieren auf jeden Fall.
So unterschiedlich die Auswahl der Spielzeuge ist, so unterschiedlich ist auch die Möglichkeit des Spielens. Neben dem gewordenen Ball können wir das Lieblingsspielzeug als Suchaufgabe im Gras oder im Laub verstecken oder unserem Hund sein Spielzeug ein Stück des Weges tragen lassen.
Tannenzapfen eignen sich übrigens auch hervorragend als natürliches Spielzeug. Von Ästen als Spielzeug rate ich auf Grund der erhöhten Verletzungsgefahr dringend ab.
Verlorensuche auf der Rückspur, Flächensuche oder klassisches Apportieren lässt viele Hundeherzen höherschlagen.
- MERKE: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren! Sowohl bei der Wahl der Spielzeuge als auch bei den Spielmöglichkeiten selbst.


Umweltbelohnungen
Umweltbelohnungen, ja was soll das denn sein?
Im ersten Moment stand ich auch etwas fragend da, als ich davon das erste Mal hörte. Doch es ist einfach und vielfältiger und vor allem effektiver als man denkt.
Wir nutzen die Umwelt in der wir gerade mit unserem Hund unterwegs sind als Belohnungsmöglichkeit. Das Verhalten, welches unser Hund gerade am liebsten ausführen möchten, können wir als Belohnung einsetzen.
Schnüffeln / Wittern
Nasenarbeit wird gern vernachlässigt, denn wir Menschen sind von der Wunderwelt der Gerüche quasi ausgeschlossen. Erst bei einer geschlossenen Schneedecke können wir die Spuren und die Markierungen der Artgenossen SEHEN und im groben einen Eindruck der Geruchswelt bekommen.
Wenn wir ein wenig aufmerksam mit unserem Hund unterwegs sind, werden wir recht schnell feststellen, an welchen Stellen unser Hund auf der Gassirunde schnuppert. So erhöhen wir die Treffsicherheit, dass unser Hund auch wirklich etwas interessantes in der Nase hat, wenn wir ihn als Belohnung schnuppern lassen wollen.
Beim Wittern saugt der Hund Gerüche aus der Luft und nicht vom Boden. Auch dieses Verhalten können wir unter Signal stellen und an den passenden Stellen als Belohnung einsetzen. Besonders jagdlich motivierte Hunde zeigen dieses Verhalten gern. Das intensive Schnüffeln entspannt und macht die Hunde zufrieden. Darum werden ganz viele verschiedene Schnüffelaufgaben auch gern zur Auslastung aktiver Hunde genutzt.


Buddeln
Es versteht sich von selbst, dass wir unsere Hunde nicht die Rosenbeete der Nachbarn umpflügen oder Krater am Wegesrand graben lassen. Dennoch gibt es viele tolle Momente, an denen wir unsere Hunde zur Belohnung ein wenig graben lassen können.
Ideal sind Stellen abseits des Weges, Laubflächen oder auf abgeernteten Feldern. Gerade für Hunde die eher aufgeregt und unruhig auf den Spaziergängen sind, können einen Teil ihrer Energie über das buddeln frei lassen.
Gerne nutzen Hunde das Buddeln auch als Übersprungsverhalten in stressigen Situationen. Umso mehr sollten wir dieses Verhalten als Belohnung nutzen.
MERKE: Buddeln baut Stress ab und ist leicht einzusetzen. Die Löcher bitte nachher wieder schließen!
Gucken
Gerade jagdlich motivierte Hunde freuen sich, wenn sie Wild, Vögel oder andere spannende Umweltreize beobachten dürfen, anstatt immer sofort weiterzugehen. Diese natürliche Neugier können wir gezielt nutzen, indem wir das Beobachten unter ein Signal stellen (z. B. „scannen“ oder „gucken“). Setzen wir das Beobachten als Belohnung ein, verstärken wir damit nicht nur gewünschtes Verhalten, sondern schaffen auch eine kontrollierte Möglichkeit für den Hund, seine Umwelt bewusst wahrzunehmen. Nach einem Markersignal kann das Signal zum Beobachten gegeben werden – der Hund darf dann für eine bestimmte Zeit schauen und genießen. Wichtig ist, diese Zeit individuell anzupassen: Manche Hunde sind nach wenigen Sekunden zufrieden, andere brauchen länger.
Besonders wertvoll ist diese Form der Umweltbelohnung bei Hunden mit starkem Jagdtrieb. Statt Frustration zu erzeugen, weil sie immer nur weitergehen müssen, erleben sie, dass sich Kooperation mit dem Menschen lohnt. Zudem kann das gezielte Beobachten helfen, Erregung abzubauen – viele Hunde entspannen sich, wenn sie die Gelegenheit haben, ihre Umgebung bewusst wahrzunehmen.
Ein weiterer Vorteil: Durch das kontrollierte Einsetzen des Beobachtens bleibt der Mensch im Mittelpunkt des Geschehens. Der Hund lernt, dass er seine Umwelt genießen darf, aber erst nach Freigabe durch seinen Menschen – so entsteht eine wertvolle Kommunikation und ein noch besseres Teamgefühl.

Abstand aufbauen
Jedes Säugetier ist immer darauf aus, Gutes zu bekommen und Unangenehmes zu vermeiden. Dies können wir wunderbar als Belohnung einsetzen, wenn es Dinge gibt, die unserem Hund unheimlich sind. Völlig egal ob es ein Artgenosse ist, er Skater unheimlich findet oder einfach Angst vor Treckern hat. Unser Hund empfindet es als überaus erleichternd, Abstand zum Auslöser aufbauen zu können.
Manchmal reicht es, unseren Hund auf die abgewandte Seite zu nehmen, manchmal müssen wir einen kleinen Bogen gehen oder eine Einfahrt nutzen um etwas Abstand aufzubauen.