Hundeschule mit Biss

Schilddrüse Teil 1

Schilddrüsenfehlfunktion- nicht bei meinem Hund?!?

Als ich mich an diesen Artikel setzte, habe ich lange überlegt wie ich beginne. Da dieses wichtige Thema zu umfangreich für nur einen Artikel ist, habe ich mich entschlossen eine Artikelserie zu erstellen. Symptome, Ursachen, Behandlung, Diagnostik, Fallstricke und Medikation, um nur ein paar Schlagworte zu nennen – das ist für einen Artikel einfach zu viel.

Aufgaben der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein kleines Organ zwischen Kehlkopf und Luftröhre und erinnert in der Form an einen Schmetterling. Obwohl die Schilddrüse so klein und unscheinbar ist, hat eine Fehlfunktion Auswirkungen auf den kompletten Körper und auch auf das Verhalten. Übrigens nicht nur bei Hunden. Auch Menschen, die unter einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden, berichten regelmäßig über Stimmungsschwankungen, Aggressivität, Depressionen und allgemeinem Unwohlsein. Ich selbst gehöre leider seit einem Jahr auch dazu und kann meine Hunde dadurch noch besser verstehen, denn zwei meiner drei leiden ebenfalls an einer deutlichen Unterfunktion.

Die Aufgaben der kleinen Schilddrüse sind enorm. Sie ist zuständig für die Produktion von Hormonen, für die Regulierung von Sauerstoff- und Energieverbrauch, sie reguliert die  Körperwärme, sie steuert die Funktion des Magen-Darm-Traktes und auch der Mineralstoff- und Wasserhaushalt ist abhängig von ihr. Sehr viele Aufgaben für so ein kleines Organ.
Folglich steuert sie quasi alle wichtigen Funktionen im Körper. Die Schilddrüsenhormone haben auch Einfluss auf das seelische Wohlbefinden, die Sexualität sowie die Fruchtbarkeit und sogar auf das Wachstum von Haut, Haaren und Krallen. Auf Grund der Vielfältigkeit ihrer Aufgaben wird schnell klar, wie wichtig eine gut funktionierende Schilddrüse ist.

schwarze Haut an den Innenseiten der Beine

Symptome einer Unterfunktion

Hier geht das Problem schon los. Es gibt nicht DIE Symptome einer Unterfunktion. Natürlich gibt es körperliche Anzeichen für die Unterfunktion aber auch diese können in Teilen gegenläufig sein. Da sämtliche Symptome schleichend auftreten, merkt man unter Umständen erst sehr spät, dass der Hund sich entsprechend verändert hat bzw. wie stark die Symptome schon sind.

Klassische körperliche Symptome:

  • dünnes Fell, insbesondere an den Beinen und am Bauch. Erwachsene Hunde haben oft noch einen „Welpenbauch“
  • wiederkehrende Ohrenentzündungen, meist durch Hefepilze
  • eingerissene Ohrläppchen die kaum heilen und immer wieder aufreißen
  • Hauterkrankungen/ Pyodermie, d. h. nässende Stellen am ganzen Körper, ausgefallenes Fell, teilweise Schuppig und krustig
  • trauriger Blick durch Wassereinlagerungen im Gesicht. Die Hunde sehen meist viel älter aus als sie sind
  • graue Schnauze trotz jungen Alters
  • dunkle Haut an Beinen, Brust und Bauch. Die Haut ist viel dunkler als an anderen Stellen. Hiermit ist nicht die Pigmentierung von mehrfarbigen Hunden gemeint, sondern tatsächlich eine bereichsweise Dunkelfärbung

Auffälligkeiten im Verhalten:

  • Manche Hunde werden träge, fett und lethargisch obwohl sie nur sehr wenig Futter bekommen
  • andere wiederum nehmen trotz hoher Futtermenge überhaupt nicht zu, sind missmutig und schlecht gelaunt und dabei hyperaktiv und unruhig
  • schlechte Konzentration, egal in welchen Situationen
  • nicht ansprechbar in aufregenden Situationen, sie stehen oft neben sich
  • Reaktionen der Hunde sind oftmals unverständlich und überzogen. Zum Beispiel verstehen viele Besitzer nicht, warum ihr Hund gerade so heftig reagiert hat, so ausgerastet ist, obwohl der Auslöser gar nicht zur Intensität des Verhaltens passt. Die Hunde benehmen sich oft wie wie Dr. Jakyll und Mr. Hyde
  • Hunde können schlecht entspannen, kommen auch wenn sie liegen nur schwer zur Ruhe
  • Geräuschempfindlichkeit/ Angst vor lauten Geräusche, Silvester ist furchtbar und selbst Dinge die herunterfallen oder zugeschlagene Autotüren können eine Schreckreaktion auslösen

 

 

Rhodesian Ridgeback Hündin mit Pyodermie auf Grund einer Unterfunktion der Schilddrüse, nach Behandlung der Schilddrüse verschwanden die Hautprobleme und traten nie wieder auf

Ursachen einer Fehlfunktion

Die Gründe für eine Fehlfunktion sind vielfältig:

  • genetische Komponente, das heißt die Hunde wurden bereits im Mutterleib nicht ausreichend mit Schilddrüsenhormonen versorgt und die Schilddrüse arbeitet nicht wie sie soll oder die Vorfahren haben bereits eine „kaputte“ Schilddrüse vererbt.
  • Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis, hierbei zerstört der eigene Körper die Schilddrüse durch die Bildung von Antikörpern und erkennt die Schilddrüse nicht als körpereigenes Organ an
  • Schädigungen durch mechanische Einwirkungen  (Nutzung eines Halsbandes)
  • Medikamente die Auswirkungen auf die Aktivität der Schilddrüse haben
  • Tumore am Hypothalamus und der Hypophyse
  • chronischer Stress

Diagnose

Eine Schilddrüsenfehlfunktion wird über einen Bluttest festgestellt. Für eine fundierte Diagnose werden folgende Werte benötigt:

  • großes Organprofil/ großes Blutbild
  • T4
  • fT4
  • T3
  • fT3
  • TSH
  • TAK
  • Selen
  • Zink
  • Eisen
  • Jod
  • Cortisol
  • Cholesterin

Eisen ist wichtig für die Abspaltung vom T4, Selen ist dafür zuständig, dass Deiodinasen gebildet werden, welche für die Umwandlung von T4 in T3 zuständig sind.

Behandlung und Dosierung

Ergab der Bluttest, dass keine anderen Erkrankungen für die schlechten Schilddrüsenwerte vorliegen, erfolgt die Behandlung über die Gabe von Tabletten. Die Gabe von Schilddrüsenhormonen nennt man Substitution.
In den meisten Fällen wird das Medikament Forthyron vom Tierarzt verschrieben. Es handelt sich dabei um den Nachbau des Hormones T4.
Die Medikation muss dann bis zum Lebensende beibehalten werden, da eine kaputte Schilddrüse sich nicht reparieren lässt. Nebenwirkungen gibt es quasi nicht, da dem Körper lediglich das körpereigene Hormon zugeführt wird.

Eine homöopathische Behandlung hat meistens keinen großen Erfolg. Zwar bin ich der grünen Medizin sehr zugewandt, doch leider waren meine eigene Erfahrungen ohne Erfolg und leider ist mir auch keine erfolgreiche Behandlung einer Schilddrüsenfehlfunktion bekannt. Sehr wohl kann aber die Schilddrüse über alternative Medizin unterstützt und angeregt werden.

Die Anfangsdosis sollte 100 µg pro 10kg Körpergewicht betragen. Ein Hund mit 25 kg bekommt also 2 x täglich 250 µg Tyroxin.
Im Idealfalls jeweils mindestens 30 Minuten vor der Fütterung. Das heißt morgens bereits auf leeren Magen und vor dem Spaziergang, erst dann gibt es Frühstück. Im besten Fall um und bei 12 Stunden später gibt es die Abenddosis, ebenfalls wieder mind. 30 Minuten vor dem Abendessen.

Nach 10 – 14 Tagen kann die Dosis (in Absprache mit dem Tierarzt) erhöht werden, da die meisten Hunde deutlich mehr Tyroxin benötigen. Über die Maximaldosis streitet sich die Fachliteratur. So wird teilweise von 20 – 80 µg pro 10 kg Körpergewicht geschrieben. Aus eigener Erfahrung mit meinem Körper und auch mit meiner Ridgebackhündin ist dies kein in Stein gemeiselter Wert.
Viele Tierärzte haben große Augen gemacht, als sie erfahren haben, wie viel Forthyron meine Emma bekam und sofort kamen Hinweise auf Überfunktion und Co.
Dazu muss man wissen, dass wir die Dosis Stück für Stück erhöht haben, über Jahre hinweg und sowohl mit Blutwerten als auch über die Beobachtung ihres Verhaltens festgelegt haben. Emma brauchte einfach eine große Portion Tyroxin um ihre Wohlfühldosis zu erreichen. Unser Kardiologe betreute uns entsprechend. Mir geht es ähnlich. Auf dem Papier waren meine Blutwerte im gewünschten Mittelmaß, doch ich fühlte mich trotzdem noch nicht wohl mit meinem Körper. Nach einer weiteren Erhöhung kam nach kurzer Zeit der Punkt, an dem das Wohlbefinden eingesetzt hat. Sowohl bei meiner Hündin als auch bei mir.

Meine Kelpiehündin hingegen kommt mit einer relativ kleinen Dosis aus und das schon über Jahre hinweg. Bei ihr bleibt die Dosis über alle Jahreszeiten hinweg gleich, während wir bei dem sensiblen Ridgeback im Winter auf Grund der Kälte und der anstrengenderen Wärmeregulation des Körpers immer ein bisschen hoch dosieren mussten.

Eine Überdosierung ist unschön und unnötig, aber im Gegensatz zu anderen Medikamenten nicht lebensbedrohlich. Die Überdosierung erkennt man sehr leicht am Verhalten des Hundes. Hecheln und Ruhelosigkeit, umherlaufen, hinlegen und sofort wieder aufstehen, sind die klassischen Anzeichen. Oft trinken die Hunde dann mehr als üblich. Ist der Hund überdosiert worden helfen als Sofortmaßnahmen die Fütterung, so dass ein Teil des Tyroxins „versteckt“ im Futter wieder ausgeschieden wird, ehe es vom Körper aufgenommen werden kann und fleißige Bewegung.

Verständlicher Weise haben Hundebesitzer oft Hemmungen ihrem Hund Hormone zu geben. Dazu ist zu sagen, dass jeder Hund diese Hormone über Beutetiere, sprich über Fleisch aufnimmt. Die Hormone der Schilddrüse sind eine Mittelstellung zwischen Vitaminen und Hormonen. Man spricht dabei bereits von Vitamonen. Sie haben natürlich eine hormonelle Wirkung, werden aber eben auch über Futter aufgenommen und ein Überschuss wird einfach ausgeschieden.
Die Fütterung hat einen sehr großen Einschluss auf die Schilddrüse, doch dazu mehr in Teil 2!